Artländer „Visiten-Garten“

Repräsentativer Ziergarten der bäuerlichen Oberschicht
Die Artländer Hofanlage Wehlburg mit ihrem repräsentativen Blumengarten erreichen Sie über eine axial auf die Hofeinfahrt ausgerichtete Eichenallee. Das im Osnabrücker Nordland gelegene Artland weist einen besonders fruchtbaren Boden auf. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts konnten durch neue Techniken mit Ackerbau und Viehzucht kräftige wirtschaftliche Gewinne „eingefahren“ werden.
Die nach dem Befund von 1944 rekonstruierte hofnahe Gartenanlage spiegelt den Gartengeschmack der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts wider. Der Garten misst etwa 35 x 30 Meter und diente vor allem zu Repräsentationszwecken der bäuerlichen Familie, insbesondere als „grünes Empfangszimmer“ für Besuche, den „Visiten“.
Viele der damals „populären“ Gestaltungselemente eines Ziergartens sind hier anzutreffen: Die von einer Buchenhecke umgebende Laube, eine Obstbaumanlage, die steinerne Grotte und ein „wohlgepflegter, sammetglatter“ Rasenplatz als Oval.

Aufwendige Gestaltung und sorgsame Pflege

Den Ziergarten betritt man von der Seitentür des Herdraumes. Der Weg führt zwischen zwei mit niedrigen Hecken umsäumten Rabatten zu einem weiteren Querweg. Zwei kugelartig geschnittene, japanische Quitten bilden den Abschluss der mit dekorativen Blatt- und Blütenstauden verschönerten Beete. Vier zu Säulen geschnittene Eibenpflanzen betonen mit ihrem dunklen Grün die Mitte des Gartenraumes. Eiben, botanisch Taxus, bevorzugen nährstoffreiche Böden und wurden daher gerne auf Grund ihres guten Gedeihens in den Artländer Gärten verwendet.
Das Wissen um spezielle Standortbedingungen der Gartenpflanzen konnte die bäuerliche Oberschicht der damals zahlreich erscheinenden Gartenliteratur entnehmen oder sie beauftragte Gärtner mit der Gestaltung ihrer Gärten.
Die Pflege der Rabatten, Hecken, Rasenflächen und Formgehölze waren sehr arbeitsintensiv. Zur beliebten sonntäglichen Visite mussten die Wege frisch geharkt, die mit Rosen, Hortensien , Stauden und Sommerblumen bepflanzten Beete sorgsam gejätet werden. Der Ziergarten diente nicht nur der Repräsentation, sondern war auch eine Quelle der Freude und des Genusses.

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