Erzählcafé in Uwe`s Café

Im Februar 2019 lud das Museumsdorf erstmals zum Erzählcafé nach Harpstedt in Uwe`s Café ein. Dieses neue Format wendet sich vor allem an weibliche ehemalige Gäste, die bisher bei den Zeitzeugen eher unterrepräsentiert sind.

Auch wenn das erste Treffen zunächst noch schüchtern besucht war, wird es weitere Termine geben. Monatlich im Wechsel mit dem bereits gut etablierten Stammtisch am Mittwochabend, wird das Erzählcafé am Nachmittag angeboten. Mit Kaffee und Tee ausgerüstet, ließ es sich auch ganz zwangslos – wie unter Freunden – über die modischen Entgleisungen der Zeit zwischen 1975 und 1985 plaudern. Zahlreiche Fotos, die Klaus und Gunda Sengstake, die ehemaligen Besitzer des „Steins“, mitgebracht hatten, ließen das Discofeeling wieder aufleben. Viel Strass, schwarze Spitze, Leder, kurze Röcke und blonde Dauerwellen in allen Längen fielen sofort ins Auge. Zu vielen Bildern gab es interessante und lustige Geschichten zu erzählen und so verging der Nachmittag wie im Flug. Besonders erfreulich ist das nicht abreißende Interesse der NWZ und der Wildeshauser Zeitung am Projekt „Sonnenstein“. Die Medienvertreter, Herr Kolloge und Herr Bohlken, ließen es sich daher auch nicht nehmen, bei vielen Anekdoten nachzubohren und die Discofotos zu bestaunen. (Beide Zeitungen haben im Anschluss ausführlich über das Erzählcafé berichtet.)

Welche Rolle die Damentoilette für die Mode spielte

Gehörten Sie vielleicht auch zu den Damen, die im „Stein“ den Eintritt sparen wollten? Statt Stempelabdruck gab es eine Zeitlang Einlassbändchen, die aber nicht ans Handgelenk kamen. (Sie wurden nämlich runtergerollt oder abgeschnitten und den draußen wartenden Gästen zugespielt.) Klaus Sengstake befestigte diese Bändchen an der Gürtelschlaufe der Hosen. Allerdings hielt das die Mädchen nicht davon ab, sich auf der Toilette die Jeans auszuziehen und durch das Fenster einer Freundin zu reichen, die dann mit dieser „bezahlten“ Hose an der Kasse vorbeilaufen konnte.
Wer sich etwas auffälliger kleiden wollte, musste sich zuhause irgendwie an der mütterlichen Kontrollinstanz vorbeischummeln oder zu anderen Tricks greifen. Regelmäßig lagerten hinter der Theke bei Klaus und Gunda Sengstake zahlreiche Taschen mit den häuslich genehmigten Discooutfits, die auf der Toilette gegen freizügigere Teile ausgetauscht worden waren. Vor der Heimfahrt durften die Mädels nur das Umziehen nicht vergessen.
Der „Stein“ zieht um die Welt

In der Fotokiste befand sich auch noch ein Aufkleber des „Steins“. „Die wurden früher immer gerne mitgenommen und dann überall einfach aufgeklebt“, erzählte Klaus Sengstake. Er selbst habe einmal einen dieser silbernen Sticker während eines Urlaubs auf Gran Canaria entdeckt. Freunde erzählten von einem Exemplar, das sie in Thailand in einer Kneipe gesehen hätten. Auf diese Weise machte der „Stein“ rund um den Globus Werbung und jeder, der ihn schon kannte, freute sich über die unerwartete Entdeckung eines Aufklebers und hatte bei der Rückkehr in seine Stammdisco etwas zu erzählen. (22. Feb. 2019 wt)
Fotos: Sandra Witte, Aufkleber: Archiv Sengstake

© 2024 Stiftung Museumsdorf Cloppenburg