Die Translozierung des „Sonnensteins“ – ein erster Einblick

Bei der Versetzung des „Sonnensteins“ wird das Museumsdorf Cloppenburg erstmals die sogenannte Ganzteiltranslozierung vornehmen. Das heißt nicht, dass das Gebäude als Ganzes versetzt wird, wie man es aus dem Fernsehen von Hausumzügen in Nordamerika kennt. Dort ist es nicht ungewöhnlich, wenn Häuser vom Fundament getrennt, auf Tieflader gezogen und über die Straßen gefahren werden. Bisher wurden die ins Museumsdorf versetzten Fachwerkbauten und Klinkergebäude Stein für Stein ab- und wieder aufgebaut. Bei dieser Translozierung wird jedoch die Außenhülle des Gebäudes in größtmögliche Teile zersägt, gesichert transportiert und dann am neuen Standort wieder errichtet. Dies hat den Vorteil, dass wenig in die Gebäudesubstanz eingegriffen wird. Die umfangreiche Koordination hierfür liegt bei der baubegleitenden Architektengemeinschaft Dunkler-Gronwald & Wiechmann. Auch für sie eine überaus spannende Sache. „Wir wollen nicht nur das Gebäude versetzen und erhalten“, sagt Hermann Dunkler-Gronwald. „Auch die Atmosphäre und das Lebensgefühl sollen sofort spürbar werden, wenn man den ‚Sonnenstein‘ betritt.“ Damit befindet er sich auf einer Linie mit dem Museumsdirektor Prof. Dr. Uwe Meiners. Auch ihm ist die authentische Darstellung sehr wichtig, daher kam es auch nicht in Frage, nur das Inventar des „Sonnensteins“ zu übernehmen, sondern ebenso den eher gewöhnlichen Klinkerbau möglichst originalgetreu nach Cloppenburg zu holen.

Scheunendachstuhl aus dem 19. Jahrhundert

Die vorbereitenden Arbeiten zur Hausumsetzung beginnen im Dachbereich. Die Handwerker werden zunächst das Dach abdecken und versuchen, dabei möglichst viele der originalen Dachpfannen zu retten. Günter Lübke, erfahrener Werkstattleiter im Museumsdorf, hält schon seit einiger Zeit Ausschau nach ca. 200 m² passender Dachziegel, da erfahrungsgemäß mit einem Verlust von rund 50 Prozent der Pfannen zu rechnen sei. Die gesamte Unterkonstruktion (Lattung, Konterlattung etc.) muss komplett zurückgebaut werden, bevor die Hölzer des Dachstuhls abgebaut werden können. Hierbei handelt es sich noch um das ursprüngliche Gebälk der ehemaligen Scheune, aus der zunächst Hasselmanns Tanzlokal und später dann die Disco entstanden sind. Die Dachkonstruktion wird später in Cloppenburg wieder aufgebaut werden.

Wo gehobelt wird, fallen Späne

Im Anschluss an den Dachbereich wird der Wandbereich transloziert. Ganz ohne Schwund wird es allerdings auch hier nicht gehen. An den Schnittfugen werden Klinkersteine beschädigt werden, die ersetzt werden müssen. Damit das ursprüngliche Erscheinungsbild möglichst erhalten bleibt, wird mit originalen Klinkersteinen des Gebäudes restauriert. Die müssen natürlich an anderer Stelle am Gebäude entnommen werden. Hierfür werden die Klinker der nord-westlichen Wand verwendet. (Diese Mauer schließt am Originalstandort an den Koems-Saal an.) Sie wird in Cloppenburg mit fremden, jedoch möglichst ähnlichen Steinen wieder aufgebaut. Die Ausrichtung des Gebäudes am neuen Standort in Cloppenburg wird sich für den Besucher so darstellen, wie am Originalstandort in Harpstedt. Der Hauptzugang erfolgt über die Ansicht von Nord-Ost, das ist der Eingang zur Disco und Süd-Ost, das ist der Eingang zum Bistro (in Harpstedt parallel zur Wildeshauser Straße). Die „neue“ Wand ist für den ankommenden Museumsdorfbesucher nach hinten ausgerichtet und steht nicht sofort im Fokus des Betrachters. (21.03.18 wt)
Fotos: Museumdorf Cloppenburg

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