Der ehemalige DJ des „Sonnensteins“, Hans Freitag, erinnert sich, Teil 1
Was haben ABBA, Boney M. und Jürgen Drews gemeinsam? Alle drei hatten Nummer-eins-Hits im Jahr 1976. Hätten Sie’s noch gewusst? Einer der diese Singles – und noch einige mehr – in diesem Jahr in der Hand hatte, ist Hans Freitag. Nach seiner Moderation haben die Gäste des „Sonnensteins“ zu „Dancing Queen“, „Daddy Cool“ oder vielleicht auch zu „Ein Bett im Kornfeld“ getanzt. Von 1976 bis 1980 war er verantwortlich für die musikalische Ausrichtung der Landdiskothek. Der pensionierte Beamte gehört zu den engagierten Harpstedtern, die die Glanzzeiten des „Sonnensteins“ durch ihre Erinnerung wieder mit Leben füllen. Seine Erlebnisse hat er in einem 13-seitigen Bericht zusammengefasst und dem Museumsdorf Cloppenburg für die Projektarbeit zur Verfügung gestellt, ebenso wie zahlreiche Fotos. Da er nicht nur Mitarbeiter bei Johann Hasselmann und später Klaus Sengstake, sondern seit seinem zehnten Lebensjahr auch Nachbar von Johann Hasselmann war, kann der ehemalige DJ über die gesamte Zeit des Gaststätten- und Discobetriebs berichten. Als Nachbarsjunge bekam Hans Freitag schon früh mit, dass im „Sonnenstein“ ordentlich getrunken wurde, denn das Leergut stapelte sich in Hasselmanns Hinterhof. In den 50er und 60er Jahren waren Weinbrand und Martini die Getränke der Wahl. „Asbach Uralt“ wurde aus Kostengründen von „Mariacron“ und dann von „Winkelhausen“ abgelöst, weiß Hans Freitag zu berichten. Auf diese Weise konnte Johann Hasselmann den Preis von 1,20 DM über etliche Jahre halten. Der DJ hatte hinter der Theke eine eigene Flasche mit seinem Namen drauf, das war auf Dauer günstiger, als immer gläserweise zu kaufen.
In diesem Zusammenhang muss auch der berühmt-berüchtigte VW-Bus erwähnt werden, der von Hasselmann umgebaut und mit einer auffälligen Martini-Werbung versehen wurde. Daran werden sich noch viele erinnern. Der Martini-Konsum muss im „Sonnenstein“ enorm gewesen sein. Heiligabend fuhr Hasselmanns Sohn Claus alle Mitarbeiter/innen ab und übergab hochprozentige Weihnachtstüten. Neben seinem etwas laxen Umgang mit Geld wird Hasselmann Senior jedoch eine unbedingte Großzügigkeit zugesprochen. Er wird allgemein auch als recht erfinderisch beschrieben, wenn es darum ging, rasch praktische Lösungen zu finden. Davon kann auch Hans Freitag berichten. Ein Problem war beispielsweise die schlechte Luft im Saal bei sommerlichen Temperaturen. Regelmäßig öffnete Hasselmann die Doppeltür zum Parkplatz und fuhr sein Auto in den Türrahmen, damit einerseits die Luft zirkulieren konnte, andererseits aber niemand ohne Eintritt zu zahlen in den Saal schlüpfen konnte. Das Publikum war daran gewöhnt und nahm es gelassen hin. Als an einem Winterabend der einzige Öl-Ofen im Saal seinen Dienst versagte, stellte sich Hasselmann – wie immer in Anzug und Krawatte – an den Eingang und schenkte jedem Gast (der zuvor seinen Eintritt von 1,50 DM gezahlt hatte) erstmal einen Kurzen ein, zum inneren Anwärmen. Sollte mal ein männlicher Gast seine Krawatte vergessen haben, die bei Hasselmann Pflicht war, so konnte er auf eine kleine Auswahl an Leihschlipsen an der Klasse zurückgreifen. (14.03.18 wt)
Fotos: Sammlung Hans Freitag