Historische Gärten in Nordwestdeutschland
Der Stellenwert adeliger Lustgärten oder bürgerlicher Gartenanlagen ist unbestritten. Ihre Vorbildfunktion war für Nachahmer vor allem in den Städten des 19. Jahrhunderts groß. Es entstanden prächtige Landschaftsgärten im sogenannten englischen Stil mit geschwungenen Wegeführungen und effektvoll eingesetzten Blickachsen.
Weit weniger bekannt ist, dass auch die bäuerliche Oberschicht großflächige Gartenanlagen plante und anlegte. Dabei handelte es sich nicht nur um Nutzgärten für Obst und Gemüse sondern auch um Ziergärten, die mit damals noch exotischen Sträuchern, Bäumen oder Blumen bepflanzt waren. Mit großer Neugierde, Beharrlichkeit und geprägt von ernsthaftem wissenschaftlichen Interesse widmeten sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts Bäuerinnen und Bauern z.B. der Rosenzucht, der Veredelungstechnik des Pfropfens und etwas ganz Neuem: der Pomologie – der Lehre von den Obstsorten und vom Obstbau als einem Teilgebiet der Botanik.
Als ideenreiche Vorreiter der Gartengestaltung auf dem Lande schufen sie Ruheplätze wie die beliebten Grotten. Auch Pavillons und künstliche Anhöhen im ansonsten flachen Gelände waren in Mode. Diese sich beständig wandelnden Gärten, manche von ihnen gut versteckt hinter Baumgruppen und Alleen, gaben sie weiter: von Generation zu Generation.
Natürlich diente diese luxuriöse Beschäftigung auch dem Wahren des eigenen Prestiges. Um stets auf dem neuesten Stand zu bleiben, welche Gewächse – teils aus Übersee, teils aus Asien – die Botaniker und Pioniere nach Europa brachten, informierten sie sich in druckfrischen Gartenbüchern, tauschten sich als Mitglieder von Gartengesellschaften untereinander aus oder beauftragten aufkommende Gärtnereibetriebe mit der Ausstattung ihrer Gärten. Um 1900 spannte sich bereits ein verzweigtes Netz an GärtnerInnen, Wissenschaftlern und Baumschulbetreibern über die Grenzen des Kaiserreichs hinaus nach ganz Europa.
Diesen Gärten und den Menschen darin widmet das Museumsdorf Cloppenburg – Niedersächsisches Freilichtmuseum ab April 2019 eine neue Sonderausstellung im Herrenhaus Arkenstede, wo seine Besucher diese Entwicklungen vom Nützlichen und Schönen nachvollziehen können.