Die neue Dauerausstellung des Museumsdorfs Cloppenburg

Das Museumsdorf verändert sich. Mit der Disco „Sonnenstein“ aus Harpstedt ist der erste Schritt getan, auch die Zeit nach 1949 zu zeigen. Dafür wurde ein Teil des Parkplatzes an der Bether Straße abgetrennt und in Museumsgelände verwandelt. Auch der Haupteingang mit der Kasse wurde Anfang 2020 bereits an den Parkplatz verlegt.
Um die Disco herum wird in den nächsten Jahren ein neuer Bereich entstehen: das „Neu-Land“. Hier werden die Besucher erfahren können, wie der Alltag im ländlichen Raum zwischen 1949 und 1989 war. Eine typische Siedlung der 50er und 60er Jahre wird hier entstehen, mit Gebäuden, die Geschichte(n) erzählen: die Disco „Sonnenstein“, ein Fertighaus aus Cloppenburg, ein Bootsschuppen an der Soeste, eine Tankstelle sind schon geplant und zeigen, wie sich das alltägliche Leben gesellschaftlich und technisch verändert hat.
Noch ist das alles Planung. Aber eine sehr konkrete Planung. Daher möchten wir den Besuchern einen Vorgeschmack auf den neuen Bereich geben, eine Art kleine „Vorschau“, die erzählt, was in Zukunft hier zu sehen sein könnte. Daraus ist unsere neue Dauerausstellung „Konsum(t)räume“ entstanden.

Warum „Konsum(t)räume“?

Der Alltag nach 1949 ist in unserer Region durch grundlegende Umbrüche geprägt. Die Landwirtschaft entwickelt sich nach und nach zur modernen, mechanisierten Agrarindustrie, Dienstleistungen und Großindustrien siedeln sich an. Neubausiedlungen entstehen, die Zahl der Autos und Pendler nimmt zu, der Wohlstand wächst, Supermärkte verdrängen die kleinen Läden, mit dem Acht-Stunden-Tag entstehen Freizeit und Hobbys, das Fernsehen wird zum Leitmedium. Drei Themenbereiche prägen also diese Zeit: Freizeit, Mobilität und Konsum. Es entstehen Träume, die sogar verwirklicht werden können: Das eigene Auto, ein schicker Fernseher, ein eigenes Haus, Spielzeuge, coole Fahrräder.
Was zeigen wir?
Drei Bereiche bestimmen die Ausstellung: Bei „Konsum“ beherrscht die Farbe Rot das Bild, denn der „Preis ist heiß“. Hier können die Besucher einen echten „Tante-Emma-Laden“ besichtigen, wie es ihn in den 60er Jahren in fast jedem Dorf gab. Er stammt aus dem ostfriesischen Ort Blersum und wurde bis 2019 in vierter Generation von Gerda Kunstreich betrieben. Wir zeigen alte Produkte neben solchen, die es bis heute noch zu kaufen gibt – und das bei uns! Die Besucher können nämlich im Laden tatsächlich so einkaufen wie vor fünfzig, sechzig Jahren. Was der Laden nicht führte, bauten viele Menschen damals in ihren Gärten eben selber an und „weckten“ es ein. Garten und Wohnen gehört dabei zusammen, daher zeigen wir, was es mit dem Eigenheim-Boom in der Bundesrepublik auf sich hatte und wie man gewohnt hat.

Dazu gehört „Freizeit“ als zweiter Bereich: Das Kinder- oder Jugendzimmer wie wir es kennen, ist ein typisches Produkt des Siedlungsbaus der 1950er Jahre. Hier wurde gespielt, gelesen, Musik gehört, geträumt … alles Aspekte, die wir in der Ausstellung aufgreifen. Aber auch die Erwachsenen frönten ihren Hobbys, daher zeigen wir exemplarisch Ausschnitte aus der Puppensammlung des Ehepaares Stahl, die das Puppenmachen als gemeinsames Hobby betrieben. Medienkonsum prägt den Alltag: Der Fernseher wird zum zentralen Möbelstück des Hauses, die Stereo-Anlage oder das Transistorradio beschallen die Bewohner. Frauen treffen sich zu Handarbeitsabenden, Männer kaufen Fotoapparate oder Super-8-Kameras.
Die Kinder lernen Klavierspielen – immer noch Symbol der guten Erziehung und Bildung. Jugendliche treffen sich zum Musizieren, oft mit Wandergitarre und Mundorgel. Und dann gibt es die „Glaubensfragen“ der jungen Leute: Wird man Pfadfinder oder Messdiener? Tennis- oder Fußballspieler? Feuerwehr oder Schützenverein?

Zu vielen dieser Hobbys radeln die Kinder und Jugendlichen mit dem Fahrrad. Die Firma Kalkhoff produziert Fahrräder, die sich in nahezu jedem Haushalt finden: Egal, ob BMX für die coolen Jungs, Damenräder für Mutti oder Fahrräder zum Radwandern oder für den Alltag – für jeden ist etwas dabei. Aus der umfangreichen Kalkhoff-Sammlung präsentieren wir eine gelungene Auswahl an Rädern, die zeigt, wie wichtig der „Drahtesel“ im täglichen Leben des ländlichen Raumes war (und immer noch ist).
Aber nur mit dem Rad kommt man auch vor einem halben Jahrhundert nicht weit. Deutschland wird nach und nach zum Auto-Land: Von 540.000 PKW im Jahr 1950 schnellt die Zahl der gemeldeten Autos bis 1976 auf fast 18 Millionen! Das Auto wird schnell zum Statussymbol und Lifestyle-Objekt. Wir zeigen stellvertretend für diesen Trend einen echten Oldtimer – einen DKW Junior, Baujahr 1962, fahrbereit und voll funktionstüchtig. Ein Schmuckstück und Blickfang!
Damit konnte man(n) die Freundin stilvoll abholen und zum Kino ausführen. Aber was soll man da schauen? Jedes Jahrzehnt hat seine eigenen Kino-Trends: Heimatkomödien in den 50ern, Indianer- und Urlaubsfilme in den 60ern, Thriller und New Hollywood in den 1970er und Blockbuster-Action in den 1980er Jahren. Wir zeigen einen Kinoprojektor aus den 1960er Jahren, eine Dauerleihgabe der Kinotechnischen Sammlung Löningen, sowie eine gelungene Auswahl an Filmplakaten und Erinnerungsstücke: Vom „Sissi“-Programmheft bis zur Star-Wars-Actionfigur.
Romantisch konnte auch ein Besuch auf dem Rummel sein, wie er jedes Jahr im Juli bei uns im Museumsdorf stattfindet. Daher zeigen wir die alte Kirmesorgel, deren Sound nichts an Power und Klasse eingebüßt hat. Und wer möchte, kann zum Schluss noch ein Selfie im Autoscooter machen.
Wer hat uns geholfen?
Die Ausstellung wurde gefördert der STIFTUNG KUNST UND KULTUR DER LANDESSPARKASSE ZU OLDENBURG, der KALKHOFF-STIFTUNG und der CARL-LEIBER-STIFTUNG.

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