Eine ehemalige Landdiskothek neben Bauernhöfen, Heuerhäusern und Windmühlen. Wie geht das zusammen?
Das Museumsdorf Cloppenburg erweitert sein Spektrum der Gebäude hin zur Gegenwart. Der Vorteil: Die Vergangenheit rückt näher an die Gegenwart heran, es gibt noch Zeitzeugen und Themen der erst wenige Jahrzehnte zurückliegenden Zeit sprechen das jüngere Publikum ganz anders an. „Als Papa jung war, hat er genau hier getanzt ...“
Daher entsteht auf einem gesonderten Areal eine Siedlung mit Gebäuden, die die Zeit von ca. 1950 bis in die 1980er Jahre präsentieren sollen. Die neue Siedlung wird etwas abseits vom alten Ortskern gebaut, wie es in vielen Dörfern nach dem Krieg geschehen ist. Die Jahrhunderte der vorindustriellen Zeit werden weiterhin im „Dorf“ dargestellt.
Mit der neuen Baugruppe sollen insbesondere die Aspekte Freizeit, Konsum und Mobilität in der ländlichen Dienstleitungsgesellschaft seit dem Kriegsende vermittelt werden.
Die ehemalige Kult-Diskothek „Zum Sonnenstein“ ist dafür ein ideales Objekt, da sie über den gesamten Zeitraum betrieben wurde und neben dem Freizeitbereich auch die Themen Konsum und Mobilität beinhaltet.
Der „Stein“ aus Harpstedt (Landkreis Oldenburg) ist das erste Gebäude auf diesem neuen Areal.
Jugendkultur auf dem Land
Tanzlokale, Musikclubs und Diskotheken spielten vor allem für die Jugend in den 1960er bis 1990er Jahren eine wichtige Rolle. Diese Orte gab es auch in der ländlichen Region zwischen Weser und Ems. Gaststätten mit Saalbetrieb begannen mit Live-Konzerten junger Beatbands, ab den 1970er Jahren entwickelte sich dann eine stark frequentierte Diskothekenszene, in der Discjockeys progressive oder populäre Musik auflegten. Während DJs mit mobilen Musikanlagen und Kisten voller Langspielplatten und Singles an den Wochenenden verschiedene Landgaststätten in Discos verwandelten, setzten andere voll auf diesen Trend und funktionierten ihren Gasthof in eine feste Diskothek um. Der Bedarf bei den jungen Leuten auf dem Land war riesig. Endlich ein fester Platz, an dem man sich treffen konnte und unter sich war, weit weg von den Eltern und anderen Autoritäten. Wo die jüngeren ehrfurchtsvoll die älteren Brüder und Schwestern der Freunde trafen und sich unglaublich cool vorkamen, wenn sie mit einem Kopfnicken begrüßt wurden. Hier war alles möglich, denn mit dem Discobesuch entstand eine Gemeinschaft, die es außerhalb des Tanzlokals nicht gab. Stammgäste und Neulinge, junge und ältere Gäste standen, tanzten und tranken nebeneinander. Ein tolles Gefühl!
Im Museumsdorf soll der „Sonnenstein“ als Zeitzeugnis für die Freizeitkultur mehrerer Generationen von Jugendlichen stehen und die Gäste in diese spannende Zeit zurückblicken lassen.
Die Translozierung
Die Vorbereitungen für die Umsetzung des Gebäudes starteten im Juli 2016. Seitdem wird die Geschichte des Lokals und seiner Gäste intensiv recherchiert. Dafür werden Zeitzeuginnen und –zeugen befragt sowie Fotos und historische Dokumente gesammelt und ausgewertet. Im September 2018 zog das Gebäude mittels einer Ganzteiltranslozierung nach Cloppenburg um. Dabei wurde die Außenfassade in größtmögliche Teile zersägt und auf Tieflader in das Museumsdorf gebracht. Seit dem wird am Innenausbau, der Restaurierung der Einrichtung und dem Ausstellungskonzept gearbeitet.
Das Besondere an unserer ehemaligen Diskothek sind die jahrzehntelange Geschichte und die vielen originalen Ausstattungsgegenstände wie Schallplatten, Mobiliar und die aufwendige Musik- und Lichtanlage.
„What a feeling …“
Das Erdgeschoss mit der Diskothek und dem Bistrobereich wird, soweit möglich, im Originalzustand der 1980er Jahre hergerichtet. Für die Gäste soll sich das eigene, spezielle Discogefühl einstellen, das man in seiner eigenen Jugend verspürt hat, wenn die Tür zur Disco aufging. Neben der musealen Nutzung sollen diese Räumlichkeiten für verschiedene museumseigene kleinere Veranstaltungen genutzt werden. Unsere Disco soll sich mit Leben füllen. Im Obergeschoss wird es eine Dauerausstellung zur Geschichte des Gebäudes geben. Hierfür haben die ehemaligen Betreiber zahlreiche Objekte aus ihrem Besitz zur Verfügung gestellt.
Mit der Disco hat das Museumsdorf Cloppenburg ein absolutes Highlight auf seinem Areal, das einmalig in Europa ist.
Kinder und Enkel können das Gebäude gemeinsam mit Eltern und Großeltern besuchen, die dort oder in einer ähnlichen Disco ihre Jugend verbracht haben. Diese Lebendigkeit bei der Vermittlung kann kein noch so gutes Museumskonzept ersetzen.
Wir freuen uns mit Ihnen auf viele erlebnisreiche Besuche in unserem „Stein“.
Feierliche Eröffnung im Juli 2021
Auch wenn die Disco mittlerweile eröffnet wurde, laufen die Forschungsarbeiten weiter. Wir sind weiterhin an Ihren Erinnerungen, Fotos und anderen Objekten (Eintrittskarten etc.) aus dem „Stein“ interessiert, sei es aus den 1960er Jahren oder den Jahrzehnten danach. Nehmen Sie mit dem Projekt-Büro Kontakt auf und vereinbaren Sie einen Termin für ein Zeitzeugen-Interview. Wir freuen uns auf Ihre „Stein“-Geschichte.
Kontakt:
Dr. Sandra Witte
Wissenschaftl. Mitarbeiterin
Projekt „Zum Sonnenstein“
Telefon: 04471/9484-0
E-Mail: sonnenstein@museumsdorf.de
Klaus-Dieter Westphal
Koordinator Freundeskreis „Zum Sonnenstein“ , Harpstedt
Telefon: 04244/966085
Email: www.koems.de (Kontaktformular)
Spendenkonten:
Museumsdorf Cloppenburg, Projekt „Zum Sonnenstein“
Volksbank Cloppenburg eG
IBAN: DE52 2806 1501 0017 8403 00, BIC: GENODEF1CLP
Oldenburgische Landesbank
IBAN: DE28 2802 0050 3008 8793 01, BIC: OLBODEH2XXX
Landessparkasse zu Oldenburg
IBAN: DE64 2805 0100 0080 4182 05, BIC: SLZODE22XXX
Spendenquittungen und Rückfragen:
Martin Hennig, Telefon: 04471/9484-21,
E-Mail: rechnungswesen@museumsdorf.de