Wie Familien bauen und wohnen
Seit April 2015 widmet sich das Museumsdorf in einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsprojekt Fragen zum Bauen und Wohnen in der Familie. Zusammen mit dem Seminar für Volkskunde/Europäische Ethnologie der Universität Münster, der Volkskundlichen Kommission für Westfalen und dem Institut für Wasser, Ressourcen, Umwelt der Fachhochschule Münster werden in den nächsten drei Jahren materielle und kulturelle Aspekte des Lebens im Einfamilienhaus untersucht. Dabei werden heutige Befunde aus Niedersachsen und Westfalen mit historischen Erkenntnissen verknüpft.
Vom Lauf der Dinge
Es geht um die materielle Kultur des Einfamilienhauses. Und damit geraten Herkunft, Gegenwart und Zukunft familiärer Wohn- und Lebenskonzepte in den Blick. Im „Lauf der Dinge“, dem Lebenszyklus unserer Wohn- und Alltagsobjekte (Häuser inkl.) von der Neuanschaffung bis zur Entsorgung, ihrer Wieder-, Weiter- und Mehrfachverwendung sowie gegebenenfalls ihrer Abgabe ans Museum schimmern bestimmte Denk- und Wertmuster auf. Das Projekt will die Logiken hinter den Nutzungen und Bedeutungszuweisungen der Objekte seitens der Familien verstehen und wissen, woher sie kommen. Gewohnheit, Ästhetik oder Nachhaltigkeitsdenken spielen hier eine Rolle, aber auch individuelle Erwägungen. Nicht zuletzt interessiert uns als Museumsdorf auch, warum manches schließlich ins Museum kommt, während anderes weggeschmissen oder aber immerfort aufbewahrt wird.
Intensive Befragungen von Bauherren und Hausbegehungen, kultur- wie naturwissenschaftliche Objekt- und Materialanalysen sind erforderlich, um die „Sprache der Objekte“ im Familienleben zu verstehen.
Unsere „Hausfragen“ sind vielfältig: Wie bauen Familien heute? Welche Häuser leisten sie sich? Bauen sie neu oder gestalten Sie gebrauchte Immobilien um? Wie finanzieren sie das? Woher beziehen Sie ihre Ideen? Und welche Kriterien spielen eine Rolle bei der Wahl von Bauformen oder Baumaterialien? Wie richten Familien sich ein? Was wird beim Einzug aus der alten Wohnung mitgebracht, was neu gekauft? Welche tradierten Vorstellungen oder modernen Ideale vom Leben im Einfamilienhaus bestimmen die Nutzung des Gebäudes und seine Ausstattung? Wie sieht der Familienalltag in den Häusern aus? Was ist dafür erforderlich? Was gilt als unabdingbar, was als Luxus? Wer nutzt und verbraucht welche Dinge im Haushalt? Was gilt als wertvoll? Und wann und wie trennt man sich von den Sachen?
Das Museumsdorf steuert baukundliches und sachkulturelles Fachwissen sowie Kenntnisse zur Rückbindung aktueller Wohnverhältnisse an die Situation vor hundert oder zweihundert Jahren bei. Außerdem spielen die Sammlungen des Hauses eine wichtige Rolle für die fundierte Analyse von Einrichtungsformen und Einzelobjekten. Die Bestände des Hauses werden dafür intensiv durchforscht und auf „familiäre“ Objekte hin befragt. Als „FamiliensacheN“ werden diese dann ganz neu zum Sprechen gebracht und Anfang 2018 in einer großen Ausstellung im Museumsdorf zusammen mit den Ergebnissen der anderen Partner präsentiert.
Das Projekt wurde gefördert von:
Dem „Bundesministerium für Bildung und Forschung
Institut für Wasser-Ressourcen-Umwelt
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Landschaftsverband Westfalen-Lippe